Spitzen Sie den Bleistift nicht, bis er verschwindet

In diesem Artikel zum Thema Mitarbeitermotivation geht es um perfektionistische Ansprüche

Eines muss man den Perfektionisten lassen: Sie liefern eine spitzen Qualität.

 

Vorausgesetzt, sie gehen in die Umsetzung. Doch genau das ist bei vielen Perfektionisten nicht so sicher.

 

Denn der Bleistift könnte noch ein bisschen spitzer werden. Die  Rahmenbedingungen noch etwas besser. Das Konzept noch ein wenig ausgeklügelter.

 

 

                                                                    Manche Projekte werden regelrecht  tot-optimiert. 

In diesem Artikel zum Thema Mitarbeitermotivation geht es um perfektionistische Ansprüche

Angenommen, Sie sollten für eine Zeitung einen Artikel schreiben, und es gibt zwei Möglichkeiten: Sie erhalten ein weißes Blatt Papier, auf dem Sie zu schreiben beginnen. Oder Sie erhalten einen schlecht geschriebenen Artikel, den Sie verbessern dürfen.

Für welche Variante würden Sie sich entscheiden?

 

Viele entscheiden sich  für die Zweite. Denn etwas Bestehendes zu verbessern, ist leichter als bei null anzufangen. Perfektionisten tun sich mit dem Anfangen besonders schwer. Nur wenn ein Projekt oder eine Idee bis ins letzte Detail durchgedacht ist, erst dann kann die Umsetzung beginnen.

 

Deshalb setzen Perfektionisten so selten etwas um, da sie mit dem Nachdenken darüber nicht fertig werden.

 

Learning by Doing

 

Die besten und kreativsten Lösungen entstehen aus dem Tun heraus, nicht aus dem Nachdenken (mit Ausnahme einiger historischer Heurekas). Bestimmt kennen Sie die Aussage: „Wenn ich etwas mache, dann nur zu hundert Prozent“. Diese Einstellung klingt löblich. Doch oft wird sie als Vermeidungsstrategie missbraucht. Denn für manche gilt dieser angebliche Wunsch nach Perfektionismus nur als eine Art Entschuldigung für das Nicht-Anfangen.

 

Haben Sie eine Idee, die Sie gerne umsetzen möchten, wo Sie aber die Umstände oder sich selbst noch nicht für perfekt genug halten? Vergessen Sie den Anspruch nach Perfektion. Für den Anfang genügt es, gut genug zu sein. Spitzen Sie den Bleistift nicht so lange, bis er verschwindet, sondern beginnen Sie zu schreiben!

 

Den perfekten Zeitpunkt und die perfekten Bedingungen gibt es so gut wie nie. Ganz gleich, ob es um Kundenakquise oder organisatorische Veränderungen geht. Jeder Zeitpunkt bringt Vor- und Nachteile mit sich. Deshalb ist das Warten auf perfekte Bedingungen oft Zeitverschwendung, da sich zwischenzeitlich andere Faktoren wieder ändern, und das Warten letztendlich nichts gebracht hat.

 

Neuer Anspruch als Beschleuniger

 

Das klingt jetzt erstmal provokant: Sorgen Sie bei der Umsetzung Ihrer Idee zuerst für eine mittelmäßige Leistung. Das gelingt Ihnen sehr schnell.

Sollten Sie perfektionistisch veranlagt sein, kommt jetzt die Erleichterung: Natürlich bleibt es nicht bei diesem mittelmäßigen Ergebnis. Denn jetzt können Sie sich austoben.

 

Der Vorteil des schnellen Starts ist, dass Sie sehr rasch etwas auf dem Tisch liegen haben, das Sie verbessern – gut, wenn Ihnen dieses Wort besser gefällt – perfektionieren können.

 

Gedankenexperiment

 

Angenommen, zwei Gruppen haben den Auftrag, ein bestimmtes Projekt bis zu einem festgesetzten Termin umzusetzen.

Die eine Gruppe legt sofort los, macht Fehler, schaut mal was passiert, korrigiert die Fehler und arbeitet weiter.

 

In der anderen Gruppe wird am perfekten Start getüftelt. Die Fehlertoleranz ist in dieser Gruppe aufgrund der einzelnen Charaktere niedriger, deshalb wollen Fehler vermieden werden.

 

Welche Gruppe wird aus Ihrer Sicht ein besseres Ergebnis abliefern?

 

Klar, eine eindeutige Antwort kann es nicht geben. Aber die Erfahrungen und Lerngewinne werden in der ersten Gruppe wohl größer sein.

 

In welcher Gruppe würden Sie am liebsten arbeiten?

 

Die Mischung machts

 

Idealerweise befindet sich in der ersten Gruppe auch der eine oder andere Perfektionist. Vermutlich wird dieser am anfänglichen Tempo verzweifeln, aber dann wird er das Projekt in einem erstklassigen Zustand über die Ziellinie führen. Das muss man ihnen schon anrechnen, den Perfektionisten.

 

Mit dieser Strategie fahren viele erfolgreiche Menschen am besten:

 

Für den Start genügt es, gut genug zu sein. Das betrifft die eigenen Qualifikationen, genauso wie die Rahmenbedingungen.

 

Gleichzeitig verinnerlichen sie den Anspruch, sich während der Umsetzung stetig zu verbessern und ein nahezu perfektes Endergebnis anzustreben.

 

Falls auch Sie gerade am Anfang eines Projektes stehen, gilt:

 

Seien Sie gut genug statt perfekt. Und fangen Sie an!

 

 

Autor: Michael Altenhofer ist international tätiger Speaker für mehr Performance im beruflichen Alltag und Autor mehrerer Bücher. Sein Vortrag Gut genug statt perfekt kann auch in Ihrem Team eine höhere Umsetzungsfreude bewirken. Statt Angst vor Fehlern verinnerlichen Ihre Mitarbeiter eine neue Lust für innovative Lösungen.

 

Kommen Sie gerne auf uns zu!