Der sinn steht in den wolken

Bestimmt ist Ihnen dieses Phänomen schon einmal aufgefallen: Sie blicken in die Wolken und erkennen ein Gesicht, ein Tier oder eine Comicfigur. Zufall war das keiner. Sie können es jederzeit wiederholen.

 

Ein paar Sekunden genügen - und schon werden aus den Wolken bekannte Lebewesen. Der Grund dafür ist, dass unser Gehirn in allem, was wir wahrnehmen, bekannte Muster sucht. Dieser „Suchsinn“ ist ein Überbleibsl, das uns vor Tausenden von Jahren half, möglichst schnell drohende Gefahren zu erkennen. Ein Knacksen im Wald bedeutete, dass sich womöglich ein Raubtier anpirscht. Heute führt dieser Mechanismus teilweise zu absurden Deutungen. Ein bekanntes Beispiel ist das sogenannte „Marsgesicht“ – auf einer Fotoaufnahme der Oberfläche des roten Planeten war ein Gesicht zu erkennen. Angeblich von Außerirdischen für uns als Zeichen hinterlassen – als ob es nicht deutlichere Zeichen gäbe. Diese instinktive Musterscannung verführt uns, alles erklären zu wollen. Jede Erklärung folgt ja auch einem Muster. So tun sich viele schwer, an Zufälle zu glauben. Stattdessen werden Erklärungen angeführt, damit alles Sinn ergibt. Wenn man so will, ist die gesamte Sinnsuche des Lebens nur eine Suche nach einem Muster. Also sind wir Getriebene unserer Instinkte, die wir irgendwann mal zum Überleben brauchten. Abstellen können Sie das nicht. Sie können nur den Blick von den Wolken abwenden, wenn Sie kein Gesicht darin sehen wollen. Die Wolke verschwindet deshalb nicht. Auch das Leben zieht ganz normal weiter, selbst wenn Sie es nicht erklären können.

 

Foto: michaelkimmerle.de

 

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