Wer kennt ihn nicht, diesen Ratschlag. Meistens gibt es einen bestimmten Auslöser dafür: Die Angst, der andere könnte sich weiter entwickeln, während man selbst auf der Strecke bleibt.

Zum Beispiel, wenn jemand im engen Freundes- oder Kollegenkreis einen Karrieresprung vor sich hat. Einerseits gönnen wir anderen den Erfolg, andererseits wollen wir ihn mit diesem Ratschlag doch ein bisschen zurückhalten. Ja nicht zu anders werden. Ja nicht vermeintlich „besser“ werden. Dieser Ratschlag kommt selten von Menschen, die selbst ehrgeizig sind. Die streben sogar danach, dass sie eben nicht bleiben, wie sie sind. Denn auch bei unseren persönlichen Eigenschaften ist der Status quo nicht immer der beste. Persönliche Weiterentwicklung und auch Veränderung ist keine unerwünschte Nebenwirkung, sondern ganz bewusst gewollt. Dieser Ratschlag kommt meistens von Menschen, die sich in gewisser Weise abgehängt fühlen. Nicht selten sind es die Eltern oder langjährige Freunde. Also Menschen, von deren Lebenswege Sie sich irgendwann getrennt haben, aber doch noch eine starke Verbundenheit besteht. Und durch diese Verbundenheit entsteht eine Verlustangst, sobald Sie sich weiterentwickeln. Wenn Sie selbst zu diesem Ratschlag neigen, könnten Sie ihn umformulieren in „Bleib bitte nicht so, wie du bist!“. Damit würden Sie dem Empfänger das wünschen, was er sowieso vorhat. Nur klingt das halt nicht besonders höflich. Sie können es aber damit versuchen: „Bleib so, wie du bist. Oder noch liebenswürdiger.“