„Bis Freitag warte ich noch, dann hat es sich erledigt.“ Gemeint kann eine Entschuldigung des „Noch-Partners“ sein. Oder eine Antwort auf eine Bewerbung. Oder eine andere Zusage für ein geplantes Projekt. Auf jeden Fall klingt diese Aussage nach einer künstlichen Deadline.

Denn meistens, wenn wir eine solche Deadline ziehen, ist dieser Zeitpunkt sachlich nicht zu begründen. Wir können nämlich nicht schlüssig erklären, warum es nicht auch Samstag oder Mitte nächster Woche sein darf. Solche Deadlines ziehen wir fast immer aus emotionalen Gründen. Entweder sind wir verärgert, weil wir schon so lange warten, oder wir sind einfach ungeduldig, oder es geht um eine insgeheime Machtdemonstration, indem wir mit einer eigenen Entscheidung dem anderen zuvorkommen wollen. Alle diese Gründe halten uns ab, erfolgreich zu sein. Denn mit jeder künstlichen Deadline riskieren wir, dass wir ein Projekt zunichtemachen, obwohl es vielleicht noch Chancen gibt. Manche begründen ihre Deadlines damit, endlich Klarheit haben zu wollen. Was ist wichtiger: Die Klarheit zum jetzigen Zeitpunkt, oder ein erfolgreiches Projekt in der Zukunft? Wenn das Projekt wichtiger ist, halten Sie es noch ein bisschen in der Schwebe. Denken Sie an einen Luftballon, den Sie vergeblich über eine Mauer schubsen wollen. Statt verärgert mit einer Nadel hineinzupieksen, können Sie gelegentlich hingreifen, um ihn oben zu halten. Ein kräftiger Windstoß kann genauso gut kommen wie ein erhoffter Anruf. Dann heben hoffentlich beide erleichtert ab.
Endlich erhältlich: Das Buch zur Kolumne! Auf den Punkt