Menschen gehen gerne schwanger. Diese Aussage ist beliebt, wenn wir über etwas nachdenken. Zum Beispiel eine Idee haben.
Dann gehen wir schwanger mit dieser Idee. Das soll bedeuten, dass man eine Idee lange mit sich herumträgt, bis sie das Licht der Welt erblicken kann. Soweit die Theorie. In Wirklichkeit verhalten wir uns meistens wie eine Kuh, die nicht gemolken wird. Den Kopf prallvoll wie ein nichtgemolkener Euter. Von Kühen können wir uns etwas abschauen. Die gehen auch schwanger. Dort heißt es kalben. Aber dann wird bis zu dreihundert Tage gemolken. Morgens und abends! Das wäre so, wie wenn Sie eine Idee in die Tat umsetzen – und weitere dreihundert Tage produktiv sind. Das ist selten der Fall, weil das händische Melken ziemlich anstrengend ist. Eine maschinelle Ideen-Melkung gibt es noch nicht. Das soll aber kein Grund sein, den wertvollen Inhalt nicht herauszupressen. Bei Kühen wird das Melken durch das „Kuschelhormon“ Oxytocin erleichtert, weil damit die Milch leichter fließt. Ob Sie dieses Hormon auch bei Ihrem Ideen-Fluss unterstützt, können Sie ausprobieren, indem Sie Ihre Arbeitskollegen umarmen. Damit fördern Sie Ihr Oxytocin. Vielleicht brauchen Sie aber andere Hormone. Zum Beispiel Glückshormone. Ein Stück Schokolade gilt als zuverlässig. Ein Spaziergang in der Natur auch. Am besten zu einem Bauernhof. Denn ein lauwarmes Glas frischgemolkener Kuhmilch muss man einmal im Leben getrunken haben. Was wollen Sie noch einmal im Leben getan haben? Melken Sie. Melken Sie.
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