Werden Produkte falsch gekennzeichnet, und es fliegt auf, spricht man von einem Etiketten-Schwindel.
Durch diesen Schwindel konnten die Hersteller gewisse Vorteile für sich erzielen. Solche Aktionen machen uns misstrauisch. Eine generelle Skepsis gegenüber manchen Lebensmitteln und Konzernen macht sich folglich breit – oft aber zu Unrecht. Etwas Ähnliches erleben wir nicht nur bei Lebensmittel, sondern auch in der Gesellschaft. Da gibt es auch Etiketten, die sich manche Menschen hinaufkleben, um gewisse Vorteile zu erzielen. Begriffe wie „Burn-Out“, „Mobbing“ oder „Trauma“ eignen sich bestens für einen Etiketten-Schwindel. Klebt erst mal so eine Selbstdiagnose an sich, ist man praktisch immun gegen viele Dinge: Ist man ausgebrannt, wird man weniger schwierige Aufgaben bekommen. Wird man gemobbt, braucht man bei sich selbst keine Fehler mehr zu suchen. Ist man durch frühere Erlebnisse traumatisiert, muss jeder Verständnis für das eigene Verhalten haben. Eine breite Unterstützung ist einem gewiss – denn kaum jemand traut sich, das anzuzweifeln. Die Ablehnung gegen diese Probleme wächst aber insgeheim. Und gleichzeitig ist die Versuchung groß, sich in schwierigen Phasen als Notlösung zu etikettieren, statt die Probleme anders in den Griff zu bekommen. Diese Entwicklung stoppen können wir nicht, indem wir per se jede derartige Diagnose anzweifeln. Das wäre falsch und ungerecht! Ein ehrlicher Umgang mit uns selbst ist das Einzige, was wir tun können. Dann lassen wir manche Etiketten in der Schublade, statt uns selbst hineinzulegen.
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