Stimme statt Echo

„Haaalllooo!“ Gespannt warten Sie auf das Echo. Wie oft wird es wohl nachhallen, und wer wird es hören? Fast jeder hat bei einer Wanderung schon einmal die freudige Erfahrung über diesen Effekt gemacht.

 

Immer kam das Echo von den umliegenden Bergen zurück. Noch nie war es umgekehrt. Im Alltag ist etwas Seltsames passiert. Hier hallt auch ständig ein Echo. Nur dass man selten der Verursacher ist, sondern meistens zu denen gehört, die nachhallen. Der Vorteil ist, dass man selbst weniger nachdenken muss. Der Nachteil, dass die Tonstärke immer geringer als das Original ist. Noch einmal zurück zu Ihrer Wanderung: Angenommen, jemand steht auf einem Berg und ruft „Hallo!“, aber es kommt kein Echo. Deshalb rufen Sie auch „Hallo!“, nur etwas leiser, damit sich der andere freut. Das würden Sie eher nicht machen. Und wie ist das im Alltag? Haben Sie hier eine kräftige Stimme, oder sind Sie lieber ein Echo? Natürlich kann man sich auch ganz ruhig verhalten, aber im Gegensatz zur Wanderung muss man sich im Alltag manchmal bemerkbar machen. Wenn Ihre Worte nicht der bloße Widerhall der bekannten Stimmen ist, sondern Sie Ihre eigene Ansicht vertreten, wird man Sie vielleicht als Hindernis wahrnehmen. So wie auch U-Boote das Echolot zum Aufspüren feindlicher Objekte nutzen. Doch sobald Ihre Stimme zum Original wird, wird sie nicht nur kräftiger, sondern erzeugt auch einen gewissen Widerhall in Ihrer Umgebung. Vielleicht auch einen Widerstand. Dann rufen Sie halt „Seeervus!“

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