Um im Leben weiterzukommen, ist das Überwinden von Grenzen ein erprobtes Mittel vieler Menschen. Vor allem Sportler erproben und propagieren dies. Diese Art von Selbstüberwindung gilt es dann
auch im Alltag anzuwenden. Jedoch gibt es hier mindestens zwei Missverständnisse:
Grenzen im Sport werden (zum Glück) nur ganz selten überschritten. Überschreitet man sie wirklich, endet es mit einer Verletzung oder dem Tod. Passiert keines von beiden, war es in dieser Situation keine Grenze. Durch Selbstüberwindung ist man seiner Grenze näher gekommen. Mit Training kann man sie auch erweitern, aber nicht überschreiten. Das zweite Missverständnis ist, dass man im Alltag diese Selbstüberwindung auch bei äußeren Grenzen anwenden soll. Ziele werden höher gesteckt, die man mit härterer Arbeit erreichen will. Dabei gäbe es im Alltag vor allem innere Grenzen, die man überwinden könnte, um erfolgreicher zu sein. „In so einer Situation kann ich nicht ruhig bleiben“, „Wenn das jemand sagt, werde ich unrund“, „Ich bin so lange freundlich, so lange ich es für angemessen halte“. Das sind Beschreibungen einiger unserer inneren Grenzen. Diese Grenzbalken fallen im Alltag blitzschnell herunter. Und wir bleiben davor stehen, als ob es sich um hohe Mauern handeln würde. Im Außen werden Grenzen auch von anderen Menschen gezogen. Ihre inneren Grenzen kontrollieren Sie selbst. Diese können Sie zuerst überwinden. Die Überwindung dafür kann zwar genauso groß sein, aber auch im Außen etwas bewirken. So manche Grenze öffnet sich dann nämlich leichter – oder entsteht erst gar nicht.