Über ein Jahr. Das ist die Zeit, die wir durchschnittlich innerhalb unseres Lebens mit Warten verbringen. Zuerst auf das erste Date. Dann darauf, dass das Badezimmer frei wird. Zuerst auf den
Bus, später auf das Auto in der Werkstatt.
Gelegentlich auf das Dessert. Und natürlich auch beim Zahnarzt. Das sind Beispiele, wo wir nicht aus können, wo wir einfach warten müssen. Beim Warten sind wir also abgehärtet und gut trainiert. Dadurch sollte es uns leichter fallen. So wie eine Turnübung, die auch leichter fällt, wenn man sie oft wiederholt. Bei manchen verpufft dieses Training aber völlig. Sie fühlen sich ein Leben lang wie ein Jogger an der roten Fußgängerampel. Dieser innere Drang hat natürlich auch Vorteile. Pläne werden schnell umgesetzt, Dinge rasch erledigt. Was aber, wenn andere mit dem Tempo nicht mithalten können? Dann bleibt man ein schneller, aber einsamer Jogger. Zu Beginn einer Partnerschaft können langsame Spaziergänge zielführender sein. Oder bei beruflichen Entscheidungen: manche Ampeln, die heute rot leuchten, schalten vielleicht demnächst auf Grün. Auch wenn es verlockend sein kann, bei Rot läuft man besser nicht los. Und wenn es gelb blinkt, kann man trotzdem langsam losgehen, anstatt sich blindlinks auf seinen Vorrang zu verlassen. Die Kunst ist es, herauszufinden, wann man sofort handeln oder lieber warten sollte. Einen frisch gebackenen Kuchen lassen Sie stehen, bis er auskühlt. Aber bestimmt nicht so lange, bis er schlecht wird. Vielleicht wäre das auch für andere Projekte eine Strategie. Zu backen können Sie jedenfalls schon einmal anfangen.