Das Schlechte ist die Ausnahme

„Die Welt ist so schlecht“, „Niemanden kann man trauen“, Alles braucht man schriftlich“, kennen Sie solche Aussagen? Kleinunternehmer können ein Lied davon singen, wenn der Handschlag nicht zählt und beide Seiten vor lauter Vorsicht zu Hobbyjuristen werden. Aber auch Privatpersonen haben das Gefühl, alles genau nachprüfen zu müssen.

Von der Stromabrechnung bis zum Lohnzettel. Und manchmal wird man in seinem Misstrauen auch bestätigt. Vor allem dann, wenn man Zeitungen aufschlägt und man einen Korruptionsskandal nach dem anderen liest. Sogar die Lieblingssportart der Österreicher ist betroffen. Aber genau das kann uns auch bestätigen, dass Unehrlichkeit eben nicht die Regel ist. Sondern die Ausnahme. Denn worüber berichten Medien? Sie berichten nicht über das, was eh ganz normal und alltäglich ist. Sondern darüber, was die Menschen bewegt, weil es außergewöhnlich ist. In Chicago stand mal in der Zeitung, dass es die letzten vierundzwanzig Stunden keine Schießerei gab. An sich eine gute Meldung. Aber trotzdem bedenklich, wenn das erwähnenswert ist. Das ist so, wie wenn bei uns geschrieben wird, dass es letzte Woche keinen Korruptionsskandal gab. Erst dann wäre Unehrlichkeit alltäglich. Davon sind wir weit entfernt. Deshalb spricht vieles dafür, an die guten Absichten der Menschen zu glauben. Selbst wenn man gelegentliche Enttäuschungen miteinkalkuliert, macht diese Haltung das Leben angenehmer. Manche mögen sagen, „das ist naiv“. Doch wie nennt man es, wenn man denkt, dass Ausnahme und Regel das Gleiche ist? Dieses Wort hat auch vier Buchstaben.