Wie war ich?

Dass Männer in manchen Bereichen immer schon ein Feedback wollten, ist nicht neu. Neu ist aber, dass dieser Wunsch nach (positiver) Bewertung in den letzten Jahren fast alle anderen Lebensbereiche auch durchdrungen hat.

Bewertungen entscheiden, welche Restaurants wir besuchen, welche Bücher wir lesen und welche Hotels wir buchen. Das kann hilfreich sein – solange die Bewertungen echt sind. Deshalb werden die Bewertungen der Bewertungen auch immer relevanter. Diese Bewertungsmaschinerie färbt auch auf uns Menschen ab. „Wie hast du mich wahrgenommen?“, „Wie habe ich gewirkt?“, „Wie bin ich rübergekommen?“, sind die Fragen der Generation Feedback. Jedes Gespräch wird zur Wissenschaft. Jedes gute Feedback zum Erfolgserlebnis. Das Interesse nach Feedback hat meistens zwei Motive: den Wunsch nach ständiger Optimierung und den Wunsch nach Selbstbestätigung. Dass sich Dienstleister und Produktanbieter ständig optimieren wollen, ist verständlich und von allen gewünscht. Doch muss das auch für den Menschen gelten? Ein Produkt optimiert sich dann, wenn es so ist, wie es alle haben wollen. Wie ist das bei Menschen? Wahrscheinlich genauso. Deshalb drängt sich die Frage auf, ob wir nicht lieber auf das viele Feedback verzichten sollten, damit wir uns nicht optimieren wie ein Produkt. Die Alternative ist: sich entwickeln wie ein Mensch! Der Unterschied ist, dass man als Mensch immer noch die Wahl hat, welche Bewertungen man für sich verwerten will und welche nicht. Auch wenn man dann vielleicht nicht ganz so optimiert ist. Dafür echt. Und menschlich.