Gefühl statt Analyse

Fragt die Ameise den Tausendfüßler: „Wie machst du das mit so vielen Beinen, damit du nicht durcheinander kommst?“ Antwortet der Tausendfüßler: „Gute Frage, habe noch nie darüber nachgedacht.“ Würde er jetzt anfangen darüber nachzudenken, würde er: hinfallen.

Dieses Beispiel zeigt, dass es oft besser ist, nicht über alles nachzudenken. Wir überschätzen oft unsere Denkleistung und glauben, alles noch weiter damit optimieren zu können. Zum Lernen neuer Tätigkeiten ist unser Denkapparat natürlich wichtig. Das war beim Autofahren und auch bei allen anderen neuen Aufgaben so. Aber sobald Abläufe und Prozesse sitzen, ist weiteres Nachdenken darüber hinderlich. Man kann funktionierende Dinge förmlich zerdenken. Das können Sie zum Beispiel am Tennisplatz ausprobieren: Bitten Sie Ihren Gegner seinen Aufschlag genauestens zu erklären. Ab dann gelingt ihm kein einziger mehr. Denn jetzt wirft er Sand ins Getriebe und der natürliche Ablauf gerät ins Stocken. Wenn Nachdenken also hinderlich ist, was ist dann förderlich? Die Antwortet lautet: Gefühl. Wenn Sie etwas schon mal gut gekonnt haben, ist es wiederholbar. Und zwar aus dem praktischen Tun und Fühlen heraus. Verwenden Sie Ihren Verstand dort, wo er nützlich ist: bei neuen und unbekannten Dingen. Und überall dort, wo Sie bereits positive Erfahrungen gemacht haben, brauchen Sie keine Analyse mehr. Analysieren Sie nur, wenn etwas nicht funktioniert. Aber nicht, warum etwas funktioniert. Das Erfolgsrezept des Tausendfüßlers lautet „einfach gehen“. Hoffentlich fragt er jetzt die Ameise nicht, warum sie so viel tragen kann.