Das Meer ist ein erstrebenswertes Ziel. Jedes kleine Rinnsal macht sich entschlossen auf den Weg, dort anzukommen. Die meisten Tröpfchen schaffen es auch irgendwie. Wir Menschen wollen auch
ankommen. Beruflich, familiär, einfach im Leben. Die meiste Zeit befinden wir uns in Flüssen und sehnen uns nach dem Ozean.
Statt Kurven und Wasserfällen wollen wir mehr Ruhe, Tiefe und Weisheit. Durch die Gravitation ist es für jedes Wassertröpfchen vorherbestimmt, irgendwann im Meer anzukommen. Bei uns ist es das Älterwerden, das uns konstant in eine Richtung zieht. Im gewünschten Ozean jemals anzukommen bleibt aber fraglich. Ganz ruhig wäre es dann eh nicht. Ausdehnen, sich wieder zurückziehen, wie ein schweres Ein- und Ausatmen. Und auch die Atmosphäre rundherum macht einen zu schaffen. Wenn man Pech hat, schwebt man plötzlich gen Himmel und landet als Regentropfen wieder im Gebirge. Und die ganze Reise geht von vorne los. Manche sind darüber auch froh. Unterwegs machen wir dann neue Erfahrungen und entwickeln uns weiter. So kann auch die Weisheit zu uns kommen. Wir lassen uns beeinflussen, was manchmal auch wichtig ist. Das Meer weiß nicht, wie viele Flüsse es füllen. Wir bei uns sollten es wissen. Dann können wir auch mal eine andere Abzweigung nehmen oder so manchen Teil austrocknen. Doch was ist jetzt mit dem Ankommen? In unserer Fantasie ist es gut aufgehoben. Dort stimmt es uns in stürmischen Zeiten zuversichtlich, dass es irgendwann ruhiger wird. Ruhe ist wichtig, aber nicht das Ende. Denn am Ende steht die Erkenntnis, dass jedes Ankommen doch wieder nur ein Anfang ist.