Vatertag ist auch Versöhnungstag

Nicht für jeden ist der heutige Tag ein Tag der Dankbarkeit. Viele werden heute an Vergangenes erinnert, das man schon längst verdrängt geglaubt hat. Vieles, das nicht schön war, das mit der eigenen Kindheit zu tun hatte. Und meistens auch mit dem eigenen Vater. Vielleicht provoziert Sie die Aussage, dass Eltern immer ihr Bestes geben.

Doch es ist wahr. Auch wenn das Beste nicht immer gut war. Auch wenn das Beste sogar furchtbar war. Selbst dann war es das, was Ihr Vater konnte. So und nicht anders war es ihm möglich. Sie müssen es auch im Nachhinein nicht gut finden. Aber es hilft Ihnen enorm, es zu akzeptieren und sich mit ihm und Ihrer Vergangenheit auszusöhnen. Dieser Aussage können Sie vermutlich leichter zustimmen: Mit einer anderen Vergangenheit wären Sie ein anderer Mensch geworden. Würden Sie das wirklich wollen? Oder sind Sie heute eine gesunde, gefestigte und in vielen Bereichen erfolgreiche Persönlichkeit? Würden Sie Ihr heutiges Leben aufgeben wollen, weil Sie gerne eine andere Vergangenheit hätten? Vielleicht ist Ihr heutiges Leben sogar Grund genug, sich bei Ihrer Vergangenheit zu bedanken. Und damit auch bei Ihrem Vater. Sie dürfen ihm die Hand reichen, müssen es aber nicht. Es genügt auch, es in Ihren Gedanken zu tun. Auch am Grab würde es noch gehen. Natürlich auch am Telefon. Wie auch immer Sie es machen, Sie machen es in erster Linie für sich selbst. Denn Sie profitieren am meisten davon, wenn Sie mit einer ausgesöhnten Vergangenheit in die Zukunft blicken. Und falls Sie jetzt doch zum Telefon greifen, brauchen Sie sich gar nicht viel zu überlegen. Nur: „Du, Vater, wollt nur Danke sagen.“