„Ohne mich würde hier überhaupt nichts mehr gehen“, sagte Manuela völlig überzeugt. Als Assistentin der Geschäftsführung war sie tatsächlich mit Arbeit eingedeckt bis zum geht nicht mehr. Durch
die Verantwortung entstand das Gefühl, dass alles von ihr abhängt – und außer ihr nie wieder jemand diesen Job machen kann. Aus dieser Selbsteinschätzung folgte ein unglaubliches
Pflichtbewusstsein, bis die Arbeitsbelastung zu viel wurde und sie kündigen musste. Wie ging es mit dem Unternehmen weiter?
Ging alles den Bach runter, wie von Manuela prophezeit? Überhaupt nicht! Es wurde jemand gefunden, die relativ schnell mit einem ähnlichen Engagement den Laden schaukelte. Woher kommt es, dass wir uns manchmal als unersetzlich betrachten? Am häufigsten passiert es am Arbeitsplatz. Je besser unsere Ergebnisse, desto eher neigen wir zu diesem Gedanken. Vielleicht vergessen wir dabei, dass gute Ergebnisse sowieso die Voraussetzung für diesen Job sind. Es scheint so, als ob wir mit dem Gefühl der Unersetzlichkeit unsere Leistung zusätzlich aufwerten möchten. Meistens dann, wenn keine besondere Anerkennung von außen kommt. Dann bestätigen wir uns mit einer solchen Überzeugung selbst. Wie bei Manuela, kann eine Konsequenz daraus die absolute Verpflichtung für die Arbeit sein. Man will seiner Überzeugung ja gerecht werden. Andere Lebensbereiche werden vernachlässigt. Am schnellsten trifft es das Privatleben. Dabei sind dort die Menschen, denen gegenüber Sie wirklich verpflichtet sind, weil Sie Verantwortung für sie haben. Das sind: Sie selbst und manche Familienmitglieder. Und dort ist die Unersetzlichkeit keine Illusion.